Alter und Nutzungshäufigkeit
Das Alter des Bootes ist natürlich ausschlaggebend dafür, wie häufig das Boot in etwa genutzt. Dennoch solltet ihr auch konkret nach der Nutzungshäufigkeit fragen. Es macht einen großen Unterschied, ob das Boot zwar bereits fünf Jahre alt ist aber nur einmal im Jahr zu Ostern Wasser gesehen hat oder ob es erst zwei Jahre alt ist, dafür aber nahezu jedes Wochenende im Wildwasser unterwegs war. Wenn das Kunststoff-Boot häufig in der Sonne gelagert wurde macht sich dies auch beim Material bemerkbar. Durch die UV-Strahlen wird das Material auf Dauer porös, also bruchanfällig und verliert dazu noch seine Farbe. Viele Hersteller überarbeiten ihre Boote alle paar Jahre, lassen jedoch die Bootsbezeichnung nahezu gleich. Ihr solltet euch in jedem Fall darüber informieren, welche Edition/Generation das Boot hat. Die Hersteller ändern teils starke Eigenschaften, so dass sich das Fahrverhalten zu anderen Generationen deutlich verändern kann, obwohl es immer noch den gleichen Bootsnamen hat.
Äußerliche Gebrauchsspuren
Neben den vorherigen Kriterien solltet ihr euch jedes Boot auch genauer von unten ansehen. Vor allem bei Wildwasserkajaks sind hier eine Vielzahl von Kratzern zu finden. Diese sind erst einmal nicht weiter problematisch, solange sie nur eine geringe Tiefe aufweisen und nicht genau unter dem schwersten Punkt, sprich dem Sitz oder der Bootsmitte zu finden sind. Verschweißte Risse deuten darauf hin, dass das Boot bereits hohen Belastungen ausgesetzt worden ist. Manchmal deutet es auch auf minderwertiges PE hin, der Stoff, aus dem die meisten Wildwasserkajaks heute gebaut werden (PE=Polyethylen). Bei kleinen Rissen sind die Schweißähte gar nicht so leicht auf den ersten Blick zu sehen, vor allem wenn sich Mühe beim Schweißen gegeben wurde. Befindet sich der oder die Risse unter dem Sitz ist grundsätzlich von einem Kauf abzuraten, es sei denn die Nutzung des Bootes wird vornehmlich auf Seen oder nur im leichten Wildwasser vorgesehen. Unter dem Sitz arbeitet das Material mit am meisten. Das heißt, dass sich das Material hier bei Steinkontakt tief eindrückt. Dadurch können Nähte schnell wieder aufplatzen und der Spaß ist vorerst vorbei. Ist bereits eine deutliche, tiefe Beule unter dem Sitz zu sehen deutet das ebenfalls darauf hin, dass das Boot schon einiges abbekommen hat.
Nachdem ihr das Unterschiff unter die Lupe genommen habt solltet ihr euch ebenfalls die Spitzen genauer ansehen. Bei heftigen Frontalzusammenstößen mit Steinen können Spitzen eingedrückt werden oder tiefe Risse ins Material gebohrt werden. Zwar sind diese mit heißem Wasser und etwas Gewalt häufig wieder in Normalzustand zurück zu drücken, doch förderlich für das Material ist es nicht.
Sitzanlage
Mittlerweile gibt es bei vielen Herstellern ausgefallene Sitzanlagen, die einem neben einem bequemen Sitz auch zahlreiche Einstellmöglichkeiten bieten. Ob Rückenlehne, Sitzhöhe, Schenkelstützenposition oder Fußstützenlänge und Prallpolstergröße - diese Einstellungen sorgen dafür, dass ihr perfekt im Boot sitzen könnt. Auf der anderen Seite sind dies jedoch auch Verschleißgegenstände, die über die Jahre anfällig werden und nicht mehr gut halten. Besondere Vorsicht ist bei "Ratschen" für die Rückenlehne geboten. Vor allem unter Druck reißen diese eventuell schnell - bei einem Boof im schweren Wildwasser können die Folgen fatal sein. Ich selbst habe hier bereits schlechte Erfahrungen machen müssen, als im Championskiller auf der Wellerbrückenstrecke (Ötztaler Ache) mein Rückengurt riss und ich aussteigen musste.
Zusatzmaterial
Ein Boot benötigt neben der üblichen Schale und Sitzanlage meist noch weitere Gegenstände um für eine Nutzung in Frage zu kommen. So sollte jedes Wildwasserboot Auftriebskörper, auch Spitzbeutel oder Luftsäcke genannt, in Bug und Heck haben, die einem beim Abschleppen und ausleeren nach einer Kenterung eine Menge Mühe sparen. Hier gibt es je nach Wunsch und Bootstyp unterschiedliche Auftriebskörper in verschiedenen Größen. Fragt nach, ob im Preis Auftriebskörper enthalten sind oder ihr diese zu einem günstigen Preis mit dazu kaufen könnt. Ein Neukauf kommt euch meist deutlich teurer. Darüber hinaus ist interessant, ob es noch weitere Befestigungsmöglichkeiten für Wurfsack, Erste-Hilfe-Set, Getränkeflasche oder Sicherungsmaterial gibt oder dieses erst nachgerüstet werden muss oder gar fehlen.
Preis
Schlussendlich ist natürlich der Preis ein wichtiges Kriterium, ob ihr das Boot aus zweiter Hand nun kauft oder nicht. Ist von vorne herein kein Festpreis vereinbart lohnt es sich immer noch etwas zu verhandeln. 20,- € oder mehr sind fast immer noch drin, sofern ihr dies auch begründen könnt. Bevor ihr euch mit dem Käufer trefft ist ein kurzer Weg ins Internet nicht verkehrt um den ehemaligen oder sogar aktuellen Preis herauszufinden. Mache Boote, wie z.B. Auslaufmodelle gibt es zu deutliche günstigeren Preisen als die UVP (UVP=Unverbindliche Preisempfehlung des Herstellers) für ein neues Boot. Bei Neuauflagen von Bootseditionen wird die neue Generation hingegen häufig teurer. Die Hersteller begründen dies z.B. mit höheren Kosten für eine neue ausgefallene Sitzanlage, die es in dem Boot, welches ihr euch anguckt jedoch noch gar nicht gibt.
Tweet: Nutze die Zeit, dein Wunschboot auf Herz und Nieren zu testen bevor du es kaufst, ehe im nächsten #Paddelurlaub die Enttäuschung folgt.
Fazit
Ihr sollte euch das Boot genauestens angucken und wenn möglich auch einmal hineinsetzen um zu gucken, ob es passt, bevor ihr euch schlussendliche entscheidet. Dann sollte dem nächsten Kajakabenteuer nichts mehr im Wege stehen.